Das Thema

Undankbarkeit gegenüber den USA?

Dass Deutschland 2003 unter Angela Merkel mit in den völkerrechtswidrigen Irakkrieg gezogen wäre, haben viele bereits vergessen, vor allem Merkel selbst. Man erinnert sie besser nicht daran, wie sie sich im Februar 2003 bei George W. Bush anbiederte, indem sie sich von der deutschen Regierung distanzierte. Bundespräsident Johannes Rau meinte damals, dass es Differenzen zwischen Bush und Schröder gab, stellte aber klar, dass die Deutschen den Amerikanern unendlich viel zu verdanken hätten. Grund für mich, darüber nachzudenken, was denn eigentlich?

Kapitulation Stalingrad

Als Erstes wird ihr Anteil im Zweiten Weltkrieg an der Befreiung Europas genannt. Glaubt man den Darstellungen in den Medien, haben sie die Wehrmacht fast im Alleingang besiegt. Alle Jahre wieder die gleichen Dokus im Fernsehen: D-Day, D-Day und nochmals D-Day. Die Landung der Alliierten in der Normandie wird gern als Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg verkauft. In Wahrheit war es nur ein etwas heftigeres Geplänkel von vielen. Die Wehrmacht war schon seit der Niederlage in Stalingrad 1943 auf dem Rückzug.

Schauen wir doch mal auf die Fakten. Von den rund 60 Mio. Toten des Krieges waren fast die Hälfte, ca. 27 Mio., Sowjetbürger. Damit ist wohl klar, wer die größten Opfer im Zweiten Weltkrieg brachte. Die 3 anderen Alliierten brachten es zusammen gerade auf 1 Mio. Der Grund ist nicht schwer zu verstehen. Während die Rote Armee 4 Jahre Auge in Auge mit der Wehrmacht kämpfte, (Stalingrad, Kursker Bogen, Seelower Höhen, Häuserkampf in Berlin, ...) terrorisierten Briten und Amerikaner die wehrlose Zivilbevölkerung. Bis kurz vor Kriegsende bombten sie, militärisch völlig sinnlos, deutsche Städte in Schutt und Asche und töteten dabei Zigtausende Zivilisten und Flüchtlinge. Danach ließen sie es sich zu Hause wieder gut gehen bei Coca-Cola und Hotdogs, während die Sowjets in ein Land der verbrannten Erde zurückkehrten. Für mich steht damit fest, bei wem ich mich zuerst für die Befreiung bedanken darf.

Herrman Ploppa - Die Macher hinter den Kulissen

Die BILD-Zeitung meint, wir müssen Amerika dankbar sein, weil sie eine freie Presse nach Deutschland brachte. Ausgerechnet BILD! Wer für Springer arbeiten will, muss zuerst mal alle journalistischen Grundsätze ablegen. Er unterschreibt dafür, gerade NICHT objektiv, ausgewogen und unparteilich zu berichten. Die zwangsfinanzierten, sogenannten "Öffentlich Rechtlichen", sind heute nicht besser. An den Schaltstellen sitzen Mitglieder transatlantischer Netzwerke, die wirklich investigativen Journalismus verhindern und nur noch ungeprüft das weitergeben, was die großen Nachrichtenagenturen ihnen präsentieren. Wer nicht systemkonform berichtet, setzt seiner Karriere schnell ein Ende. Derzeit sind ca. 5000 Journalisten in Deutschland arbeitslos. Wer einen Job will, hat gar keine andere Chance, als sich den Vorgaben zu beugen. Mit freiem Journalismus hat das nur noch wenig zu tun.

Was ist nun aber mit der großzügigen wirtschaftlichen Unterstützung? Die Amerikaner haben doch den deutschen Wiederaufbau bezahlt, oder? Dafür müssen wir ihnen doch ewig dankbar sein.
Nun, selbst wenn dem so wäre, träfe das nur für die Hälfte der Deutschen zu. Was im Westen Marshall-Plan hieß, nannte sich im Osten Wirtschaftsembargo. Selbst der Dümmste sollte mittlerweile wissen, dass Wirtschaftssanktionen immer nur die Bevölkerung des Landes treffen. Das ist den Amerikanern und ihren Verbündeten aber ganz egal, denn ihr einziges Ziel ist es, Länder damit zu destabilisieren. Es hinderte westliche Politiker auch nicht daran, reihenweise Krokodilstränen darüber zu vergießen, wie schlecht es doch den Menschen in der DDR ging.
Ein Film von Katarina Schickling, "Mythos oder Masterplan?", entzaubert nun auch den Mythos von der uneigennützigen Hilfe der Amerikaner als Grundlage des Wirtschaftswunders. Da die Mediatheken der Sender Videos nur 4 Wochen vorhalten, hier eine kurze schriftliche Zusammenfassung:


Nun, das Wort uneigennützig streichen wir besser gleich, denn es kommt im amerikanischen Wortschatz nicht vor. Ursprünglich sollte nach Plan des US-amerikanischen Finanzministers Henry Morgenthau Deutschland als Konkurrent ausgeschaltet werden und zu einem Agrarstaat umgestaltet werden. Offiziell sollte das der Verhinderung einer erneuten deutschen Aufrüstung dienen. Die Außenminister von Großbritannien und Amerika und auch die Sowjets waren dagegen.

Der Marshall-Plan war eine große Werbeaktion. Mit den Geldern wurde unter anderem eine Film-Einheit bezahlt, die entsprechende PR-Filme drehte. Zu der Zeit waren auch in den heute westlichen Ländern die kommunistischen Parteien sehr stark. Die Amerikaner mussten verhindern, dass sich diese Länder ihrem Einfluss entziehen und sich der Sowjetunion annähern. Nach Deutschland ist über den Marshall-Plan kein einziger Dollar geflossen. Ein Teil ging an die ehemaligen Alliierten Großbritannien und Frankreich. Diese waren dafür dann bereit, auf umfangreiche Reparationsleistungen durch Deutschland zu verzichten. Diese Last blieb den Ostdeutschen vorbehalten.
Die Marshall-Plan-Gelder wurden hauptsächlich in den USA selbst ausgegeben. In Amerika wurden Waren gekauft und nach Deutschland geschickt. 70% des Marshall-Plans bestand aus Tabak und Baumwolle aus den USA. Er war eigentlich ein Konjunkturprogramm für die Amerikaner. Das waren aber keine Geschenke. Die Waren mussten von der deutschen Industrie bezahlt werden. Die Baumwolle musste sogar noch vom deutschen Staat, also aus Steuergeldern, subventioniert werden, da sie viel teurer war als die aus Ägypten. Also eigentlich haben die Deutschen den Amerikanern geholfen, indem sie ihnen Waren abkauften, die die USA ohnehin im Überfluss hatten. Das Geld ging zunächst an die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die damit Kredite vergeben konnte. Das Investitionsvolumen aus diesen Krediten war aber wesentlich geringer, als man glauben machen wollte (max. 10%), und das Geld wollten die USA natürlich irgendwann wiederhaben. Über den Marshall-Plan hat sich Deutschland eigentlich gegenüber den USA verschuldet.
Die Deutschen finanzierten den Wiederaufbau in Wahrheit also selbst. Das Wirtschaftswunder war eine Eigenleistung. Auch wenn die Bilder von zerbombten Städten in Deutschland etwas anderes vermuten ließen, war die deutsche Industrie viel weniger zerstört als erwartet und konnte genau die Waren produzieren, die die Welt zu dem Zeitpunkt brauchte, denn den Amerikanern war es sehr schnell zu verlustreich, die gut geschützten Industrieanlagen anzugreifen und sie zogen es lieber vor, eher wehrlose zivile Ziele zu bombardieren.

Um auf die Anfangsfrage zurückzukommen, mir fällt nichts so richtig ein, wofür ich den Amerikanern ewig dankbar sein soll. Der Heldenepos entspringt hauptsächlich ihrem egozentrischen Weltbild.

(HR - Mai 2018)
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